Whirls & Twirls, Spins & Turns


Whirls & Twirls, Spins & Turns

Das Ritual des Drehens ist in vielen Kulturen dieser Welt zuhause; Bekanntheit erlangte es vor allem durch die drehenden Derwische von Konya in der Türkei. Die Derwische von Konya drehen sich mitunter stundenlang um die eigene Achse. Rumi, auf den dieser Sufi-Orden im 13. Jahrhundert zurückgeht, ist als einer der bedeutendsten islamischen Dichter auch in der westlichen Welt bekannt: Goethe widmete ihm im „West-östlichen Diwan“ ein Kapitel, Madonna sang seine Verse im Song „Bittersweet“ und die UNESCO erklärte 2007 zum Jahr Rumis. In Ägypten erfreut sich die Bühnenform des Drehens, typischerweise mit grossen, bunten Röcken ("Tanoura"), enormer Beliebtheit und ist Höhepunkt vieler Shows. 

Die Bühnenform des Drehtanzes liegt zwischen getanzter Meditation und spektakulärer Show; er verbindet Technik und Trance. Grundsätzlich birgt die Drehbewegung etwas sehr Archaisches. Drehungen, Kreismotive, Räder und Zyklen ziehen sich durch sämtliche Wissenschaften und Künste. Allen voran im Tanz. Gibt es überhaupt eine Tanzrichtung, die ohne auskommt?

Paradoxerweise ist es beim Drehtanz neben der Technik vor allem wichtig, auf komplette Kontrolle bewusst zu verzichten. Der Tänzer strebt danach, sich dem Dreherlebnis und der damit einhergehenden Sinneserfahrung der temporären Orientierungslosigkeit hinzugeben, loszulassen - mental wie physisch eine spannende Herausforderung. 

"Der Drehtanz ist mir heilig. Er hat etwas so Erhabenes, dass ich schweigen möchte in seiner Gegenwart. Er ist grösser als die Person, die ihn tanzt. Auf der Bühne kann er Menschen in einer Art erreichen, berühren, wie es nur wenige Tanzstile können. Diese unglaubliche Ruhe, die er ausstrahlt, wirkt, als wäre er aus einer Anderswelt. Er hat Tiefe, er hat Mystik, er hat etwas Hypnotisierendes. Für sich selber indes, fern von allem Bühnenlicht, ist es eine der schönsten, bewegendsten Arten zu meditieren, die ich kenne." 

Titelinterview mit Nicole McLaren, HALIMA 2014